Bruxismus: Zähneknirschen & Pressen
Bruxismus - unbewusstes Zähneknirschen und Aufeinander-Pressen der Zähne
Viele Menschen knirschen vor allem nachts im Schlaf mit den Zähnen und pressen die Zahnreihen aufeinander. Knirschen und Pressen kann die Zähne schädigen und weitere Folgen haben.
Wie kann diesem „Volksübel“, von dem laut Forschungsresultaten ein Drittel der Menschen betroffen ist, begegnet werden? Worin besteht die Abhilfe? Ist Bruxismus eine Alters- oder Abnutzungserscheinung im Sinne von Arthrose, und muss man einfach lernen, damit zu leben oder zu Medikamenten greifen?
NEIN: Die gute Nachricht ist, dass Bruxismus und seine Folgen keine unumkehrbare Erkrankung ist. Bruxismus ist selbst die Folge und das Symptom, nämlich meistens von ungelöstem Stress.
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Was ist Bruxismus?
Der Begriff Bruxismus stammt vom Englischen „Bruxism“ ab, und man versteht in der Kieferheilkunde darunter vorwiegend das nächtliche Reiben der Zähne – genauer gesagt: der Zahnhöcker – und das Aufeinanderpressen der Zahnreihen, also das weit verbreitete „Zähneknirschen und Kieferpressen“.
Diese sogenannten "Parafunktionen" entsprechen nicht der natürlichen Funktion und Aufgabe des Gebisses. Sie führen im Laufe der Zeit zu schmerzhaften Verkrampfungen in der Kaumuskulatur und zu Zahnschäden wie Schmelzrisse und Frakturen an Füllungen, an Zahnersatz, an Implantaten und ihren Suprakonstruktionen und auch am Zahnhalteapparat, dem Parodont.
In gravierenden Fällen – vor allem bei schwereren Okklusionsstörungen – führt langanhaltendes Zähneknirschen und Zähnepressen zur massiven Schädigung der Zahnhartsubstanz in Form der Ausbildung eines sogenannten Abrasionsgebisses, bei welchem die Zahnhöcker flach geschliffen sind. Die zunächst lokalen Parafunktionen weiten sich zunehmend zu einem komplexen Syndrom aus, das man auch als Cranio-Mandibuläre-Dysfunktion (kurz CMD) bezeichnet. Bruxismus und CMD-Symptome gehen dabei weit über den Kopfbereich bis in den Nacken, die Schultern, die Halswirbelsäule (HWS) – ja sie können bis hinunter zum Becken ausstrahlen, also Komplikationen im ganzen Bewegungsapparat auslösen. Diese Erkenntnis ergibt sich aus der biologischen Zahnmedizin, die darauf beruht, dass alle Gewebe, alle Organe und Strukturen des Organismus in ständiger Wechselwirkung miteinander kommunizieren und daher als eine Einheit betrachtet werden müssen.
Da Stress der Hauptgrund für nächtliches Zähneknirschen ist, besteht die Bruxismus- bzw. CMD-Therapie einerseits in einer zahnärztlichen Maßnahme „von außen“ – beispielsweise mit der dafür konzipierten Mini-Knirschschiene Nite Skater© und andererseits durch eine wirksame Unterstützung in der Bearbeitung des Stress „von innen“ durch Selbstbeobachtung, um dem Schlafbruxismus dauerhaft Einhalt zu gebieten.
Ursache von Zähneknirschen & Pressen
Die Ursachen von Bruxismus sind fast immer Stress-Situationen und innere Anspannungen, die das Unterbewusstsein – vor allem nachts – versucht, auf den harten Zahnflächen abzubauen, wozu sich natürlich jeder Fehlbiss und jede Fehlstellung von Zahngruppen geradezu anbieten.
Es ist ähnlich, wie wenn wir aus Wut oder Frust (=Stress) mit der Faust auf den Tisch hauen. Auf den Zähnen geschieht dies nur langsamer und anhaltend durch das Wetzen (= Knirschen) der Zahnhöcker aneinander (dann bilden sich auf den Zahnhöckern deutliche Schliffflächen, die oft schon mit der Zungenspitze erkannt werden können) oder durch das enorme Zusammenpressen der Kiefer mit über 50 kg/cm2. Es folgt daraus über Jahre das Abrasionsgebiss, in welchem Schneidezahnkanten und Seitenzahnhöcker weggeschliffen wurden mit massiver ästhetischer Beeinträchtigung der Frontzähne und der Lachlinie.
Auch Fehlstellungen von Zähnen in der Okklusion, d.h. beim Aufeinandertreffen von Oberkiefer und Unterkiefer, z.B. durch eine Kieferfehlstellung wie Progenie, Offener Biss, Kreuzbiss, Zahnverlagerungen durch Engstand etc. und sogenannte Gleithindernisse, die durch schlecht passende Füllungen oder ungenaue Zahnkronen und Zahnbrücken, Prothesen oder implantatprothetischen Zahnersatz verursacht werden, können zum Auslöser von Parafunktionen werden und das Knirschen und Pressen unter Stress begünstigen.
Eine Ursache für Verspannungen mit anschließendem Bruxismus kann auch nach traumatischen Ereignissen wie Kieferbrüchen, Kiefergelenk-Luxationen oder Schleudertrauma entstehen. Auch in diesen Fällen ist eine interdisziplinäre Diagnostik, Therapie und Nachsorge dringend empfohlen.
Hat nämlich dieser Prozess erst einmal begonnen, dann wird er im Trigeminusnerv allmählich zur Gewohnheit und es entsteht eine chronische Verkrampfung oder eine übersteigerte Muskelaktivität in der Kiefer-Gesichtsmuskulatur und die Folgen davon sind chronische Kieferschmerzen, Gesichtsschmerzen, Ohrenschmerzen, eingeschränkte Kieferbewegung und Mundöffnung bis hin zum sehr unangenehmen Kieferknacken beim Kauen (evtl. mit Knorpelschwund) und bleibenden Schädigungen.
Welche Folgen und Symptome können bei Bruxismus auftreten?
Die Folgen von Bruxismus und langanhaltendem Zähneknirschen und Zähnepressen sind vielfältig. Da die auftretenden Kräfte beim Knirschen und Pressen unnatürlich hoch sind, werden alle umliegenden Gewebe überbelastet und überreizt:
• Zähne,
• Zahnfleisch,
• Desmodont und Parodont (Zahn-Stützgewebe),
• Kiefergelenke,
• Gelenkknorpel und Gelenkkapsel,
• Nerven und Muskeln, insbesondere die Kaumuskulatur.
Allmählich entsteht ein Zahnhartsubstanzverlust (der auch als Abrasionsgebiss bezeichnet wird), Zähne können gelockert werden (dies wird dann „traumatische Okklusion“ genannt), es kommt zu parodontalem Knochenschwund, die Kiefergelenke werden druckempfindlich und beginnen beim Öffnen und Schließen des Mundes zu knacken, die Bewegung des Unterkiefers und die Mundöffnung werden zunehmend schmerzhaft eingeschränkt, das Kauen wird zur Qual, der Trigeminus geht in den „Alarm“-Zustand über und sendet Krampfsignale in seinen ganzen Wirkungsbereich: Kopf, Schläfen, Stirn, Augen, Ohren, Nase, Kieferhöhlen und die Kaumuskeln – mit einer Erhöhung der Muskelaktivität in der gesamten umgebenden Muskulatur von Nacken und Schultern.
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Bei anhaltendem Knirschen und Zähnepressen beginnen die Verspannungen auszustrahlen. Sie verhärten die Nacken- und Schultermuskulatur und beeinflussen nicht selten schmerzreflektorische Fehlhaltungen im Hals- und Brustwirbelbereich mit entsprechend weiteren Symptomen. So entwickelt sich die bereits oben beschriebene cranio-mandibuläre Dysfunktion, auch bekannt als CMD. Es gibt Wirbelsäulenspezialisten und Physiotherapeuten, die aus ihrer beruflichen Erfahrung vermuten, dass sich der Schlafbruxismus vom Kopf über die Wirbelsäule bis in die Fußgelenke bemerkbar macht. Die Zahnmedizin erkennt dies oft nicht, da Patienten in Unkenntnis dieser Fernwirkungen beim Zahnarzt gar nicht darüber berichten.
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Diese komplexen Auswirkungen des Bruxismus sind schließlich die Motoren für chronische Kopfschmerzen, Augenflimmern, Migräne, Schlafstörungen, Atmungsstörungen bis hin zur Atemnot beim Schlafen, Schwindel oder gar Tinnitus (Ohrensausen). Obwohl die "Polysomnografie" (die umfassende Untersuchung in der Schlafmedizin aller Körperfunktionen während des Schlafs) bislang keinen direkten Zusammenhang zwischen Bruxismus und Störungen des Schlafs, dem sog. Schlafbruxismus, verifizieren konnte, erwähnen fast alle Patienten mit Knirschen und Pressen, dass ihr Schlaf unruhig ist und sie morgens „zerknirscht“ erwachen.
Zähneknirschen: Das kann man dagegen tun
Gleich zu Beginn dieses Abschnitts wollen wir darauf hinweisen, dass wir von der systematischen Einnahme irgendwelcher schmerzlindernder Alltagsdrogen dringend abraten, da sie nur zu einer vorübergehenden Linderung verhelfen und Nebenwirkungen aufweisen können. Über einen längeren Zeitraum eingenommen können sie zur Schädigung von Organen führen.
Wie können also Bruxismus und CMD behandelt werden? Wir erwähnen hier drei der wichtigsten Schritte in der Behandlung von CMD und Bruxismus:
Zahnärztlichen Maßnahmen zur Bekämpfung von Bruxismus
Zunächst werden die meisten Patienten wahrscheinlich ihren Zahnarzt aufsuchen oder sie werden von ihrem Physiotherapeuten zur zahnmedizinischen Abklärung durch einen Experten oder eine Expertin geschickt. Auch der Hals-Nasen-Ohrenarzt (HNO- oder ORL-Arzt) ist manchmal die erste Kontaktperson, da gerade auch in diesem Bereich zahlreiche Beschwerden auftreten können.
Beim Zahnarzt geht es dann darum, die verkrampfte Muskulatur zu entspannen, den Trigeminusnerv möglichst zu beruhigen und eine Okklusionsschiene irgendeiner Art anzupassen, damit mit den Zähnen nicht mehr geknirscht oder gepresst werden kann.
In neuester Zeit stellt es sich aus unerklärlichen Gründen geradezu als „modisch“ heraus, bei Bruxismus und den verwandten Komplikationen Botulinumtoxin (BOTOX), also eines der stärksten bekannten Nervengifte, in die Kaumuskulatur zu spritzen, um den Muskel so zu lähmen, dass er sich nicht mehr verkrampfen kann. Wir überlassen es unseren Lesern, sich darüber ein Urteil zu bilden, raten jedoch dringend davon ab. Auch das Spritzen von Analgetika in das Kiefergelenk sollte nur als „ultima ratio“ gesehen werden.
Knirscherschienen
Knirscherschienen müssten eigentlich Anti-Knirscherschienen heißen. Es gibt sehr viele Bezeichnungen unter Knirscher-Patienten wie z.B. Zahnschienen, Aufbissschienen, Nachtschienen oder Bissplatten, Entspannungsschienen, Protrusionsschienen, Repositionsschienen, und es gibt noch zahlreiche andere Begriffe. Gemeint ist jedoch fast immer eine Ganzkiefer-„Apparatur“ (engl.: „Full Arch Appliance“), die in der Regel hufeisenförmig zwischen die Zähne zu liegen kommt.
Die Wirkungsweise der mannigfaltigen Schienen ist sehr unterschiedlich.
Aufgabe und Leitlinie einer jeden Schienentherapie mit einer okklusalen Aufbissschiene muss es jedoch sein, das Knirschen und das Zähnepressen, also den Zusammenbiss der Backenzähne, zu verhindern. Tut sie das nicht, dann kann sie höchstens als Zahn- oder Mundschutz bezeichnet werden, da sie den Bruxismus mit seinen Folgen kaum beeinflussen kann.
Muskelentspannung
Zur schnellen Muskelentspannung und Linderung von Schmerzen wenden wir als „Kick-Starter“ noch vor Anfertigung des Nite Skaters© eine HF-Ultraschall-Massage der Kiefermuskulatur an. Mit dieser erfolgt auch in tieferen Schichten des Kausystems eine sofort spürbare Entspannung der Muskulatur, die durch äußere Massage nicht erreicht werden kann. Die Hochfrequenz (HF) dieser Ultraschall-Massage beträgt 1 MHz (= 1 Mega Hertz), also 1 Million Schwingungen pro Sekunde, was vom Patienten kaum mehr wahrgenommen werden kann und sich höchstens in einem leichten Gefühl der Erwärmung zeigt.
Wird anschließend nachts der Nite Skater© getragen, dann erübrigt sich meistens eine Wiederholung der HF Ultraschall-Massage, da ja nachts vom Nite Skater© eine erneute Verkrampfung verhindert wird.
Bruxismus-Behandlung: Physikalische Therapie
Gerade bei länger bestehenden und ausgedehnteren Symptomen des Bruxismus/CMD-Formenkreises ist es äußerst ratsam, mit einer physiotherapeutischen Behandlung auch die ausstrahlenden Wirkungen der Kopf-Nacken-Schulterbeschwerden zu behandeln. Damit wird eine noch wirksamere und vor allem nachhaltigere Entspannung erreicht.
Hierzu gibt es eine Vielzahl von manuellen Therapien wie Nervenpunktbehandlung, Gelosentherapie, Bäder, Krankengymnastik, Haltungstherapie, Osteopathie und viele andere mehr. Physiotherapeuten und Osteopathen haben große Erfahrung mit CMD und CMD-Symptomen und werden jedem Patienten die optimale Behandlungsart vorschlagen.
Selbsterkenntnis zur Stressbewältigung
Bruxismus entsteht nicht von selbst, sondern ist fast immer stressbedingt. Ändert sich an dieser Ursache „Stress" nichts, dann wird sich auch beim Bruxismus nichts wirklich auf Dauer ändern. Die Knirscherschienen, auch der Nite Skater©, werden immer wieder zerbrechen und müssen neu angefertigt werden – denn die Ursache „Stress“ ist ja nicht behoben. Es gilt also, den Stress, den man sich ausschließlich selbst macht, kennen zu lernen und ihn auch von innen her abzubauen und nicht nur von außen auf den Zähnen. Dazu eignen sich eine Vielzahl von Übungen (spiritueller und körperlicher Art), um zur inneren Ruhe zu finden, Ausgeglichenheit zu erlangen und wirksam dem Stress und dem Bruxismus entgegenzuwirken. Wer sucht – der findet.